Die "Ochsenfurter Kriegsordnung",
eine Feldordnung der fränkischen Bauern,
im Bauernkrieg 1525

E i n f ü h r u n g

zu dieser Ausstellung von Dokumenten, Abdrucken, Bildern, Landkarten,
Biogrammen und Auszügen aus dem Referat vom 11.09.2005, dem
Tag des offenen Denkmals mit dem Thema Krieg und Frieden, 
im Capitalsaal des ehemals Domkapitelschen Palatiums, 
dem späteren Sitzungssaal des Landratsamtes des 
ehemaligen Landkreises Ochsenfurt.

 

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freunde Ochsenfurter und Fränkischer Geschichte.


Das Domkapitelsche Palatium in Ochsenfurt ist jener Ort, an dem die

"Ochsenfurter Kriegsordnung"

eine Feldordnung der fränkischen Bauern, im Bauernkrieg 1525, verfasst, beschlossen, besiegelt und in Kraft gesetzt wurde.

Sinn und Zweck war es: 
"Aus den zusammen gewürfelten Bauernhaufen ein diszipliniertes Heer zu schaffen".

Thema des voraus gegangenen Vortrags am 11.09.2005 war die
"Ochsenfurter Revolte" von anno 1777, an der Schiffsanlegestelle am Main.

Der "Katzensprung" vom Mainufer, dem Ort des Geschehens i. J. 1777, nach hier, bedeutet jedoch gleichzeitig einen zeitgeschichtlichen "Rücksprung" von ca. 250 Jahren, ins Jahr 1525!

Dennoch bestehen in vielerlei Hinsicht gewisse Vergleichbarkeiten.

So liegt beiden Ereignissen mehr oder weniger das Verlangen der Menschen nach Freiheit zu Grunde. 
Beinhaltend den heute gebräuchlichen Begriff des "selbstbestimmten Lebens".

Über dem Atlantik waren es die Freiheitskriege, hier in Franken rangen die Bauern um Freiheit und Unabhängigkeit von ihrer Grundherrschaft.

Auch treten bei beiden Ereignissen Exponenten in Form der Markgrafen von Brandenburg-Ansbach in Erscheinung.

Ist der Markgraf Alexander 1777, als der "milde Markgraf" in die Geschichte eingegangen, so handelt es sich hier, bei Markgraf Casimir im Bauernkrieg 1525 um den "wilden Markgrafen", infolge seines mörderischen und grausamen Wütens. 


1) Zeitgeschichtliche Einordnung:

1517 am 31.10. war  Luther´s 95 Thesenanschlag an der Schlosskirche in Wittenberg

1519 wurde Kaiser Karl V. am 28.06. v.d. Kurfürsten, mit Hilfe des Schwäbischen Bundes und dem Bankhaus Fugger zum König gewählt. (nach Tod Kaiser Maximilian I., als dessen Enkel zum König Karl I. (Carlos I.) von Spanien gewählt; Gegenkandidat war Franz I. v. Frankreich)

1520 wurde er am 20.10. zu Aachen zum Kaiser gekrönt, erhielt vom Papst den Titel "zum römischen Kaiser". Er war somit Herrscher eines Weltreiches in dem "die Sonne nicht untergeht".
 
1556 Kaiser Karl V. hat abgedankt. Karl V. hat über Luther den Kirchenbann verhängt.
* 24.02.1500 in Gent , + 1558 in San Seronimo de Yuste.


1519 wird Konrad II. von Thüngen * 1466 + 1540
Fürstbischof von Würzburg und Herzog zu Franken, er lenkte das Hochstift Würzburg bis 1540 (vorher Lorenz von Bibra, danach Konrad von Bibra)

1521 war der Reichstag zu Worms - Luther in Reichsacht - flieht zur Wartburg


2) Historie der Bauernaufstände: 

1476 die Niklashäuser Wallfahrt  


Vorspiel des Bauenkrieges. Viehhirt u. Dorfmusikant Hans Böhm, gen. Pfeiferhänsle, predigt im Taubertal sozial-revolutionäres Gedankengut und ruft auf zum Umsturz.


(Prozess durch Bischof Scherenberg - 19.7.1476  Hinrichtung auf dem Scheiterhaufen.)
.

 


1493 - 1517 Vorläufer des Bauernkrieges waren die Bundschuhaufstände.


(Bundschuh: mit. Riemen geschnürter Schuh, als Symbol auf die Fahne gemalt - siehe unter Bilder)


3) Worum ging es ?

Leibeigenschaft - Fron - Gült - Zehnt- Lehensverhältnisse

Die Bevölkerung war unterschiedlich eingebunden in ein System von Abhängigkeiten (Leibeigenschaft), Leistungen (Frondienste) und Abgaben (Geldzins und Naturalien)

Nicht (nur) die Erhöhung der Abgaben war es, was die Bauern veranlasste, über die hohe Belastung zu klagen, sondern die Tatsache, dass immer mehr Menschen von einem Hof das Auskommen finden mussten. 

Bedingt durch die Bevölkerungszunahme, auch bei den Grundherren.

Die bäuerlichen Lasten lagen etwa bei einem Drittel bis zur Hälfte des Jahresertrages. Missernten führten zu Existenzproblemen.

1525 
Die Forderungen der Bauern, wirtschaftlicher, sozialer und politischer Natur wurden durch die reformatorische Bewegung um einen Aspekt erweitert.

Reformatorische Wanderprediger zogen unter großem Zulauf durch die Lande und ermunterten zur Verweigerung des Zehnten, von Gülten und Steuern.

So der Nürnberger Diepold Beringer, der als "Bauer von Wöhrd" bis Kitzingen reiste und predigte.

Der bibelkundige Kürschnergeselle Sebastian Lotzer und der Prediger Christoph Schappeler aus Memmingen verfassten nun die wichtigste Programmschrift des Bauernkrieges, die "Zwölf Artikel". 

Von der Theologie waren diese Artikel bestimmt, und von der absoluten Gültigkeit des Evangeliums ist die Rede. 
Die Freiheiten des Christenmenschen beinhaltend.
Noch vor dem 1. März 1525 wurden die "Zwölf Artikel" in ganz Deutschland verbreitet.

Die Ablehnung der vorgebrachten Forderungen seitens der Landesherrschaften war dann der entgültige Auslöser des Bauernaufstandes:

Im Februar 1525 bildeten sich in Oberschwaben drei Haufen
mit dem Ziel einer "Christlichen Vereinigung":

Der Allgäuer, aus den bedrückten Klosterleuten der Fürstabtei Kempten,
dem Seehaufen, aus der Bodensee-Gegend und
dem Baltringer Haufen, an der oberen Donau.

Der Bauernaufstand breitete sich rasch aus. Insbesondere in Franken mit den weltlichen Territorien der Bistümer Mainz, Würzburg und Bamberg, die ein Zentrum des Aufstandes waren.
(s. Landkarten der betroffenen Gebiete!)

Der Chronist Lorenz Fries (geb. in Mergentheim), als Augenzeuge der Ereignisse schreibt:

"Die Empörung hat sich nirgendwo so heftig und schrecklich ausgewirkt wie im Hochstift Würzburg und im Herzogtum Franken"


4) Führer der Bauernhaufen 
waren u. a. die Angehörigen des fränkischen Adels: 

Ritter u. Diplomat Florian Geyer sowie 
Ritter Götz von Berlichingen 

Im April 1525 schlossen sich beide der Christlichen Bruderschaft der Bauernhaufen an. (nach der Weinsberger Bluttat)

Der adelige Florian Geier - mehr freiwillig -
und Götz von Berlichingen - mehr unfreiwillig -
übernimmt am 27.04.1525 die ihm angetragene Hauptmannschaft des Necker-Odenwälder Haufens.

Florian Geyer hatte selbst einen Rechtsstreit mit dem Stift Neumünster wegen Getreidegült und Zins. 

10.05.1525 Götz v. Berlichingen und Florian Geyer waren gegen die Zerstörung der Festung Marienberg.

Verhandlungen mit Würzburger Bürgern wurden geführt, wegen deren Verlangen nach Zerstörung der Festung infolge der verweigerten Übergabe seitens des Fürstbischofs Konrad II. von Thüngen.

In Würzburg bestanden Spannungen zwischen den Bürgern, dem Domkapitel und dem Bischof .


5) Die Kontrahenten auf kaiserlicher Seite waren: 

Der Heerführer Georg Truchseß von Waldburg, gen. "Bauernjörg", als Feldherr des Fürstenheeres des Schwäbischen Bundes und als Kampfgefährte der Markgraf Casimir von Ansbach, in dessen Besitz seit 1443 die Stadt Kitzingen war und dazu gehörig, die sechs ansbachischen "Maindörfer", seit 1448. (Gnodstadt, Marktsteft, Martinsheim, Obernbreit, Oberickelsheim, Sickershausen)

Jakob Fugger unterstützte die Fürstenkoalition durch Kredite und lieferte Waffen und Rohstoffe.


6) 4 große Schlachten: (innerhalb von 2 Monaten!), die entscheidend waren: (s. Landkarten)

1.) 04.04.1525 
    
bei Leipheim nahe Ulm gegen die Baltringer Bauern: gegen 10.000 fanden den Tod,     4.000 wurden gefangen.

     Mit dem überlegenen Seehaufen schloß Truchseß am 17.04.1525 den Weingartener     Vertrag, der die Bauern zur Auflösung ihrer Haufen verpflichtet u. dem Schiedsgericht      unterwarf.

     Dann am:

     16.04.1525 Ostermorgen - die unrühmliche Bluttat von Weinsberg das     Spießrutenlaufen der gefangenen Ritter und Knechte durch das Bauernspalier.

2.) 15.05.1525 
    
Sieg des Truchseß bei Frankenhausen über die Thüringer unter Heinrich Pfeiffer,     (ehem. Mönch); geistiger Führer war der Prediger und Theologe Thomas Müntzer.

3.) 02.06.1525 
    
Entscheidungsschlacht bei Könighofen a. d. Tauber

4.) 04.06.1525 
     Totalniederlage der Bauern nach der Schlacht bei Sulzdorf und Ingolstadt.

     In der damaligen Geschichtsschreibung ist die Schlacht von Sulzdorf/Ingolstadt wie folgt kommentiert worden:

     "Man sagt, dass die Straßen auf Ochsenfurt zu bis auf ein Viertel  Meil Wegs an die Stadt mit verletzten Bauern gelegen".


5.) Fazit des Bauernkrieges:

100 000 Männer ließen ihr Leben, 

Hunderttausende persönlicher Schicksale sind zu beklagen,

Burgen und Schlösser sind zerstört, die Dörfer ausgeraubt und niedergebrannt und das Land war verwüstet.
269 659 Gulden Schadenersatz musste von den Städten, Bürgern und Bauern aufgebracht werden.

Die wirtschaftliche Lage des Bauernstandes änderte sich wenig spürbar.

Die Reformation der Volksbewegung von unten war gescheitert!


Armin Oechsner

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Armin Oechsner
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