Ochsenfurter
Kriegsordnung
der
Bauernhaufen aus dem Jahre 1525
Die
Feldordnung der fränkischen Bauern
(sog.
Ochsenfurter Kriegsordnung
des
Taubertaler Haufens)
Ochsenfurt
bei Würzburg, 24. bis 27. April 1525
- Erläuterungen –
24. April
1525
Der Tauberhaufen rückt in
Ochsenfurt ein und verweilt dort 4 Tage. Dann Zuzug des Brettheimer
Fähnleins nach Zerstörung von
Schloß Raigetsberg (Reichelsberg) bei Aub.
Durch weitere, aus der Umgebung dazu gestoßene Bauern,
lagerten nun ca. 1000 Mann innerhalb und vor den Toren Ochsenfurts und labten
sich an den Getreidevorräten im Palatium und den im Domkapitelschen Keller
befindlichen ca. 500 Fuder Wein.
Regimentswahl und Entwurf
der Heeresordnung:
Der Wirt Jacob Kohl aus
Eibelstadt wird oberster Hauptmann, also Feldhauptmann.
Sein Stellvertreter
oder Leutnant ist der Mergentheimer Michel Hasenbart Schultheiß und
Pfennigmeister, also Feldrichter und Zahlmeister wird Kunz Bayr aus
Edelfingen.
Ziel der Ordnung:
„Aus den zusammen
gewürfelten Bauernhaufen ein diszipliniertes Heer zu
schaffen“.
Inhalt der
Ordnung: (Kurztext)
Gott dem Allmächtigen zu Lob und Ehre und
dem gemeinen ganzen Haufen der versammelten Bauernschaft zu Gute ist diese
Ordnung und Regelung vorgenommen worden:
1.
Täglich soll im Lager das
Wort Gottes gepredigt werden.
2.
Zutrinken, Spielen und
Dirnen sind im Lager verboten.
3.
Der oberste Feldhauptmann
darf ohne Wissen und Willen der gewählten Hauptleute und Räte nichts handeln,
auch keine wichtige Post annehmen oder absenden.
4.
Feldhauptmann und Leutnante
erhalten Trabanten, also Leibwächter, und müssen ihr Zelt „allnächst bei dem
Geschütz haben“.
5.
Das Heer wird in Fähnlein zu
je 500 Mann eingeteilt.
6.
Der gewählte Profoß
x1) ist für die Lagerordnung
verantwortlich, er darf also zur Abschreckung einen Galgen errichten und einen
Nachrichter, also Scharfrichter, bei sich haben.
7. Weiter werden bestellt ein Zeugmeister für Geschütz und Munition, ein Wagenmeister, Trossmeister, Wachtmeister, Proviantmeister, Futter- und Beutemeister.
8. Vier Feldwebel sind für die Schlachtordnung verantwortlich. Außerdem erhält jedes Fähnlein ein Weibel x2), der für Marsch-ordnung sorgt.
9.
Frauen, Kinder, Alte und
Kranke bleiben geschirmt, ebenso die Müller, die man für die Versorgung von
Landschaft und Heer braucht.
10. Niemand darf eigenmächtig
Klöster, Kirchen oder Probsteien angreifen oder
beschädigen.
Diese Ordnung wurde „publicirt“ und öffentlich verlesen am Donnerstag nach Quasimodo, den 27. April 1525 zu Ochsenfurt und mit zwei „Sigel“ gesiegelt.
Quelle: Gräter,
Der Bauernkrieg in Franken S. 63 fol.
x1) Profoß =
Verwalter der Militärgerichtsbarkeit x2) Weibel =
Amtsbote
Ochsenfurter Kriegsordnung
Eine Feldordnung der fränkischen Bauern,
speziell des Taubertäler Haufens,
im Bauernkrieg
1525
1.
Ochsenfurt
bei Würzburg, 24. bis 27. April 1525
An
disem Montag nach Quasimodogeniti [24. April], als die Bauren das Sloß
Raigelberg geplundert hetten, stiesen sie das an, verpranten es. Darnach brachen
sie mit irem Läger uf und ruckten gein Ochsenfurt, da sie in der Tumbprobstei
uhd des Capitels Kellerei, wie sie selbst geschriben, bis in die 500 Fuder Weins
und ain merklich groß Getraid gefunden und darumb vier Nacht da pliben.
Es hat sich auch der Haufe daselbst bis in die 1000 Man
gemeret. Derwegen sie iren Rat erweitert und das Regiment geendert. Nemlich ist
Jacob Col von Eyvelstat oberster Hauptmann, Michel Hasenbart von Mergetheim zu
Letinant, Cuntz Bayr von Otelfingen zu Schultaisen und Pfennigmaister gemacht
worden.
Und haben sich dieselbigen von Stund an ires Ampts und
Regiments unterzogen, auch an die Zoller, umb sie sitzend, geschriben, das sie
hinfur kain Zol nemen, sonder die Furleut und andere unbeswert furziehen
liessen. Wa sie auch volle Chasten und Keller wisten, der Obrickait zustendig,
dahin schickten sie und liesen die zu irer Verwaltung annemen. Tetten Bevehle,
die Slösser zu plundern und zu verbrennen. Sie richteten auch alsbald ain neue
Ordnung uf, wie hernach volgt:
Gott dem Almechtigen zu Lob und Ehr und dan gemainem
ganzen Haufen der versamleten Baurschaft zu Gut ist diese Ordnung und Regiment
furgenomen:
Erstlich will sich Gestalt dieser bruderlichen, christlichen Ainigung nach Geburen, das das Wort Gottes, welchs ain Speis der Seien ist, täglich, so oft es die Gelegenheit zugibt, rain und lauter dem Volk verkundt und gepredigt werden solle, das ist auch also zu geschehen beratschlagt, fur not und billich angesehen.
Zum 2. sollen im hellen Haufen alle Gotslesterung und
frevenliche Schwüre zu meiden verbotten werden.
Zum 3. soll auch in dieser loblichen christlichen
Bruderschaft Zutrinken und andere uberflussige unordenlicher Weis [von] Essen
und Trinken verbotten sein.
Zum 4. solle kainer kain Spil tun.
Zum 5. unzuchtige Frauen
soll man im Lager nit gedulden. Der Obrist Veldhauptman solle von gemainem
hellen Haufen erwelt werden, uber alles Volk Gewalt zu haben. Dem auch am jeder
untertenig und gevolgich sein solle, doch mit dem Beschaid, das derselb Obrist
Veldhauptman fur sein Person nichts furnemen noch handlen soll on Wissen und
Willen der geordneten Hauptleut und Räte, die von dem ganzen Haufen geordnet
sein oder werden.
Und derseib Obrist
Veldhauptman solle auch kain Brief, er kome von Fursten, Herren oder andern,
annemen oder ufbrechen, auch kain Brief durch sich oder sein Gescheft von sich
schicken, dan mit Wissen der verordenten Hauptleute und Räte, so die vorhanden
weren.
Wa aber die nit alle vorhanden weren, solle er doch die zukomen Brief nit eröffnen,
auch kain Brief hinschicken, es seien dan trei oder vier aus den Reten und
Hauptleuten entgegen.
Und nachdem sich aus zufallenden Gescheften begeben mogt, das der oberst Veidhauptman fur sich die Gescheft irer Gelegenhait nach nit handlen kont oder mogt, derhalben ist von Notten, auch fur gut angesehen, das ainer zu und nach ime verordent werden solle, der Leutinger genant, also das derseib von gemainem Haufen erwelt und uf den Beschaid des obersten Veidhauptmans warten solle.
Und zu Hanthabung
solcher beder obersten Ampte gegen den Mutwilligen und Entpörischen
Und zu Hanthabung
solcher beder obersten Ampte gegen den Mutwilligen und Entpörischen ist fur gut
angesehen, das dem obersten Hauptman vier und dem Leutinger zwein Trabanten
zugeordent werden sollen, Tag und Nacht uf sie zu warten und irem Bevelhe und
Gehais treulich Volg zu tun.
Dieselben zwen, oberster Veldhaubtman und Leutinger,
sollen vor ganzem hellen Haufen ire Pflicht tun, der Gestalt, dem ganzen hellen
Haufen nach Ervorderung christlicher, bruderlicher Liebe treulich und ehrlich
vorzustehn und alles dasjenig furzunemen und zu handlen, das Got dem Almechtigen
zuvorderst zu Lob und Ere und dan gemainer Versamlung zu Nutz, Er und Wolfart
ersprieslich und zu Guttem komen mag, und in dem allem ir aigen selbst Ere und
Nutz nit zu suchen, auch gegen nimant kainerlai Neids oder Geverds zu
gebrauchen, sonder allain christlicher bruderlicher Lieb nach handlen.
Es sollen auch obrister
Veldhauptmann und Leutinger jr Losiment oder Gezelt allenechst bei dem Geschutz
haben, damit sie bei Tag und Nacht zur Not zu funden sein. Gemainer Haufe
behelte ime bevor, solche Ämpter zu besetzen und zu entsetzen.
Es solle unter ainem jeden Vendlin am Hauptman erwelt
werden, demselben, die unter dem Vendlin begrifen, ire Gesprechen und Mangel
anzaigen. Darnach solle derselbig dem obristen Veldhauptman in Beisein der
verordenten Hauptleut und Räte solch Gebrechen furtragen, durch die gehandelt
werden solle, das Unrat und Unordnung unterwegen pleiben.
Aus den. Vendlin, der aines an der Zale uf die 500
ongeverlich sein, soll ainer von solcher Sum aines jeden Vendlins zu einem
Vendrich erwelt werden. Und die erwelten Vendrich sollen, wie sich gepurt, verpflicht
werden, solchem Ampt getreulich und ehrlich vorzustehn, als weit ir jedem Leib,
Leben und Ere raicht. Sie sollen auch mit treuem Vleis alle Entpörung und Ufrur
stillen und abwenden, auch fur sich selbst geruig sein, kam Hilf, Rat oder Tat
zu Unwillen geben.
Der
Gemainde solle solch Ampt zu besetzen und zu entsetzen bevorstehn.
Es solle auch von gemainer Versamlung am Schultais
verordent werden, das derselb sampt den zugeordenten Urtailern oder
Rechtsprechern, so itzo sein und kunftig geordent werden, alle Tag, so oft es
die Not ervordert, Recht halten, das Ubel zu strafen und die Gerechtickait zu
schutzen und zu hanthaben.
Und solle sich hierinen kain Miet, Gab, Freuntschaft oder Veindschaft nit
bewegen lassen, sonder allain Got und sein Gerechtickait vor Augen haben und
ansehen, treulich und ongeverlich. Dem Schultaisen sollen zwen Trabanten
zugeordent werden, acht uf ine zu haben.
Von gemainem Haufen solle ainer zu Profos geordent
werden. Der solle sein Ampte nachvolgender Maß handlen: Erstlich, wa man ain Läger
schlegt, daselbst solle durch ine von Stundt an ain GaIg ufgericht werden zu
Straf des Ubeis und Hanthabung fromer christlichen Menschen. Durch denselben
sollen alle Ubeltetter und Uberfarer gefenklich angenomen und in guter Verwarung
gehalten werden; darnach aines jeden Mishandlung furderlich den Hauptleuten und
Räten furgetragen. Wes dan dem Provosen nach dem Anbringen und des Beclagten
Verantwortung fur ain Beschaid und Bevelhe geschicht, dem solle Volg beschehen.
Der
Provos soll fur sich fit Macht haben, jemant zu vergweltigen oder zu schatzen,
es sein gaistlich, weltlich, Christen oder Juden, sonder solchs aus Bevelhe,
Willen und Wissen des obristen Veldhauptmans und der verordenten Räte handlen.
Er solle das erschatzt und erlangt Gut oder Gelt bei seinen Pflichten den
Hauptleuten und Räten oder, wem das sunst bevolhen auch von Stund an, das sunst
bevolhen wurt, uberantworten und nichts in seinem Gewalt behalten.
Der
Provos solle auch von Stund an, so ain Läger geschlagen ist, alle Proviand, es
sei Brot, Wein, Flaisch und andere Vitalia, so in
das Lager gefurt werden, nach gleichen billichen Dingen schatzen und fur
sein Muhe nemen, nemlich von ainem Wagen Weins: ain Maß,von
ainem Karren: ein halb Maß, von ainem Wagen mit Brot: ain Laüb oder ain Bar
Semeln, von ainem Karren: am halben Laüb oder am Semel, hierin nach Gelegenhait
handlen und sein Nutz nit suchen.
Wa Korn, Wais oder Habern
zugefurt wurdt, dasselbig solle er auch nach gleichen billichen Dingen schatzen
und achten und von ainem iglichen Wagen ain Schillinger und von ainem iglichen
Karren trei Pfennig nemen.
Dem Provosen sollen zwein
Trabanten und vier Steckenknecht zugeordent werden, die ober ime, wa er Ampts
halben vergweltigt werden wolte, halten sollen. Zudem solle ain ider bei Eren
und Pflichten schuldig sein, uf sein Begere und Ervordern zu Hanthabung und
Schutz des Ampts und Volstreckung der Gerechtickait ime hilflich und beistendig
zu sein.
Der Provos solle ain
Nachrichter haben, der in peinlichen Fellen, was mit Urtail und Recht erkant
wurt, Volstreckung tun sollte.
Zu dem Artelerei-, Schutz- oder Zeugmeister-Amt solle von gemainem
Haufen genomen werden ain Oberster uber das Geschutz, der auch allain des
Geschutzes mechtig sein und in guter treuer Ordnung und Verwarung halten solle.
Derseib solle, wa ain Läger im Veld geschlagen ist, das Veldgeschutz in freiem
Platz mitten im Läger zu Gesicht stellen und in Achtung haben, darzu wes
demselbigen an- oder zugehorig ist, es sei Pulver, Plei oder anders, nechst
dabei verordnen, alles in ainer Herhütten oder Gezelt bei ainander ordnen und
haben. Und nimant solle zu solchem Geschutz gehn, denn allain diejenigen, so
dazu verordent sein werden. Uf denselben Zeugmaister sollen zwen zugeordent
Trabanten acht haben.
Die Wagenburgmaister solle verordent werden und sein Bevelhe sein, so ain
Läger ufbricht und anzeugt, das dem nit mehr Wägen volgen und furtrucken, dan
sovil er furnimbt. Und wie er ordent, vor oder nach zu gehn, dem solle Volg
geschehen. Die Karren sollen sich unter den Wägen mit einmengen.
Der Trosmaister solle den unordentlichen Troß ringeren und ausmustern.
Zu dem Wachmaister-Ampt sollen ir vier geordent werden mit treuem Vleiß
der Ende, da das Läger ufgeschlagen wurt, Achtung zu haben und die Wach nach
aller Notturft zu bestellen. Von dem hellen Haufen sollen vier Veidwaibel
verordent werden, die ganzen Schiachtordnung zu machen. Wa aber denselben der
Muhe zu vil sein oder solchem Volk nit getraueten vorzustehn, alsdan mogen sie
zu inen ervorderen diejenen, so der Kriegssachen geubt.
Nachvolgend solle unter jedem Vendlin am Waibel geordent werden, die neben der Ordnung herziehen sollen und diejenen, so aus der Ordnung
gehen wolten, einzutreiben. Und im Zug solle ain jedere, dahin er verordent,
pleiben, aus der Ordnung nit gehn, bei Straf.
Proviandmaister, der sollen zwen erwelt werden, die Kuchen und Keller
verordnen, damit das es gleich und ordenlig gehalten werde.
Zu Futermaister solle ainer erwelt werden, das Futer gleichmeßig
auszutailen und diejenigen, so im Läger sein, zu versehen und kainem Futer zu
geben, er sei dan im Futerzettel begriffen.
Furir sollen zwen geordent werden, das Lager zu besichtigen und die
Quartir auszutailen. Und es solle kain Vendlin dem anderen in sein Quartir oder
Losiment einfallen.
Aus jedem Vendlin soll am Beutmaister verordent werden, damit gleichmeßig
ausgeben und niemant verkurzt oder gevortailt werde.
Zu Pfeningmaister sollen zwen erwelt werden und jederman Zalung und
Gefallen machen fur Zerung und anders.
Item die Furknecht und Buchsenmaister sollen von gemainem Haufenbesoldet und geliefert werden.
Ferner
ist beratschlagt, das alle diejenigen, so sich in ainer Anzal zu dieser
christlichen Versamlung und Bruderschaft begeben und verainigen, sich davon nit
sonderen, noch hinweck ziehen sollen on Wissen des obristen Hauptmans und der Räte.
Wa man sich hinfur widerumb fur Stette oder Flecken lägert, solle sich
niemant on Wissen und Bevehle der Hauptleute und Räte in dieselbigen Stette
oder Flecken tun oder einlassen.
Es solle auch niemant Frembds, der diser Bruderschaft nit verpflicht ist,
bei dem Haufen sein, gelitten oder gedult werden.
Item es sollen in diser Bruderschaft und Ainigung Frauen, Jungfrauen,
Witibe und Waisen, junge Kinde, alte, erlebte, kranke Leut und Kintbeterin
unbelaidigt, geschutzt, geschirmt und gefreiet sein und pleiben.
Desgleichen
soll man alle Muller beschutzen und unbeschedigt lassen, auch kain Pflug
berauben, sonder gemainem Nutz zu gut hanthaben.
Niemant
soll sich aus aigem Gewalt und Frevel unterstehen, Closter, Kirchen, Probstei
und der-gleichen gaistliche Guttere anzugreifen und zu beschedigen on Bevelhe
und Gehais des obersten Veldhauptmans und der Räte.
Es
solle auch zu diesem unserm bruderlichen, christlichen Furnemen und ufgerichten
Ordnung einzellige oder sundere Persone, die Hader, Zank oder irrig Sachen mit
Stetten, Flecken oder andern hetten, nit angenomen werden, auch kain alter Neid,
Haß, Greinschaft oder Widerwill nit geandet, geeffert oder gebraucht werden,
sonder in angefangener bruderlicher Ainigunge Got zu Lob und gemainer
christlichen Versamtung zu Guttem on alle Geverde gutlich mit ainander gehandelt
und also ausgefurt werden. Doch soll ainem jeden, in der Bruderschaft begriffen,
wes er zu ainem andern zu sprechen hette, das Recht unverspert und unbenomen
sein, sonderlich was sich vor dieser Zeit begeben hette, es betreffe, was es
wolle.
Welcher vom Adel in diese christlichen Bruderschaft zu
komen begert, sole und muß bewilligen, sein Schloß und Befestigung abbrechen
zu lassen, oder solle Macht haben, solchs in ainer gelegen furderlichen Zeit
selbst zu tun. Doch wes er von varnden Guttern hat, sol er an sein Gewar zu tun
Macht haben.
Das
Geschutz, so er in seiner Gewar des Sloß hat, solle er dem hellen Haufen
antworten, und was von Guttern zu ime geflohet worden, den Gaistlichen,
Monchen, Nonnen, Pfaffen oder andern vom Adel zustendig, die wider dise
Versamlung getan oder gehandelt hetten, bei Verlirung Leibs und Guts. Er solle
auch hinfur kam gerusten raisigen Gaul, weil diese Handlung ungeörtert ist,
halten. Bei den Pflichten, so er zu der Bruderschaft tun wurt, sol er erhalten,
das er kam Furschub, Hilf, Rat oder Tat wider diese Versamlung getan hab, auch
hinfur darwider nit zu tun, durch sich oder die Seinen, haimlich oder offentlich.
Es solle auch ein jeder hinfur, wie ain ander Burger
oder Baur in Stetten und Flecken das bisher genomen und geben hat, gemain Recht
geben und nehmen, und in solcher Pfleg begrifen sein und pleiben.
Und mitler Zeit und ehe am Reformation ufgericht is,
solle ir kainer weder Rent, Zins, Gult, Hantlon oder dergleichen Beschwerung
vordem, sonder des bis zu Ufrichtung der Reformation anstehn, pleiben lassen.
Welcher in aigner Persone, so ime gebotten wurt, nit
geren ziehen will, sol Macht haben, ain anderen gesessen fromen, redlichen Man
zu schicken.
Und ist also dise Ordnung publicirt und offentlich
verlesen worden am Donerstag nach Quasimodo [27. April] zu Ochsenfurt.
Es haben die Bauren zwei Signet oder Sigel gehabt, damit si
ire Brief gesigelt und verschlossen haben, ain clains und ain groß.
Quellen
zur Geschichte des Bauernkrieges, gesammelt und herausgegeben von Günther
Franz, Band II der Ausgewählten Quellen zur deutschen Geschichte der Neuzeit,
Freiherr von Stein-Gedächtnisausgabe (kurz: Günther Franz, Quellen), München
1963, Nr. 110