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Seit 1771 mit dem Schankrecht ausgestattet

OCHSENFURT · Das Gasthaus  "Krone" in Ochsenfurt hat eine wechselvolle Geschichte.

 

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Als das Gasthaus "Zur Krone" einen neuen Pächter bekam, stand diese Anzeige im Bezirks-Amtsblatt für die  Landgerichte Ochsenfurt und Aub.

 

Armin Oechsner, Besitzer des südlichen Kastenhofes, ist ein Kenner der Ochsenfurter Stadtgeschichte. Bei seinen Forschungen hat er herausgefunden, dass  für das Gasthaus "Zur Krone" das älteste Schankrecht der Stadt gelte. Das hat  ihn nicht ruhen lassen, bis er die wechselvolle Geschichte des Anwesens Ecke  Brückenstraße/Sterngasse zusammengetragen hat. Im Folgenden drucken wir seine Aufzeichnungen, die in ihren Ausführungen stark an die Quellentexte angelehnt sind.

"Im Jahre 1771 kaufte der Bürger Michael Pohl ein nahe dem Brückenthor gelegenes Haus vom Thürmer Zapf. Plan- und Hausnummern, sowie Straßennamen gab  es damals noch nicht. Zur Lagefindung wurden bekannte Gebäulichkeiten der  Umgebung und die so genannten "Anstößer" zu beiden Seiten des jeweiligen Hauses benannt. So lesen wir "einerseits die gemeine Gassen" (gemeint war die heutige Brückenstraße) und "andererseits Michael Münch" (das unmittelbar "anstoßende" Haus in der Spitalgasse).

Aus diesem Beschrieb geht eindeutig hervor, dass es sich um die rechte Hälfte  des heutigen Anwesens, also dem Eingang mit Schankstube und dem Nebenzimmer  gehandelt hat.

Die günstige Lage am Brückenthor, dem einzigen Stadtein- und ausgang von und zur anderen Mainseite, mag wohl der Grund gewesen sein dort eine Schankstatt einzurichten, wo der Einreisende einen Begrüßungstrunk zu sich nehmen kann und für den Abreisenden eine Kräftigung für den Heimweg, der oft zu Fuß erfolgte,  geboten wird.

In den Akten des Würzburger Domkapitels finden wir ein Bittgesuch des Michel Pohl "um gnädige Bewilligung, ein Wirthsschild-Recht von einem Haus auf das  seine transferieren (übertragen) zu dürfen"

Dabei erwähnte Pohl, dass sein erkauftes Haus zur Domkapitelschen Kellery  noch nicht lehnbar war, er gleichwohl in Erwartung der "Translation sein Haus lehen und Handlohnbar machen wolle", d.h. der Lehnabgabenpflicht unterwerfen wolle. Es war noch jene Zeit, als Ochsenfurt dem Domkapitel lehenspflichtig war.

Die Eröffnung einer so genannten "Schankstatt" setzte den Besitz eines Schildrechtes voraus, welches durch das Wirthshausschild (meist als Ausleger)  dokumentiert war. Nach Abfassen eines gerichtlichen "Revers" wegen der  Handlohnsgerechtigkeit und Eintragung in das Lehenbuch gestattete der  Stadtschultheiß die "Translation" des Schildrechts.

Der Schultheiß war der wichtigste Beamte des Domkapitels in der Stadt und  hatte seinen Sitz in dem vom Domkapitel erbauten Palatium (heute Landratsamtsgebäude)

Unter der Signatur ex Capit: den 24ten April 1771 hat Michael Pohl das "Schildrecht zur goldenen Kron" bekommen, "welches von dem Dietrich  Fröhlichschem Haus transferiert worden". Für das "forthane" (künftige)  Schildrecht gibt Pohl jährlich "Zwey Gülden und 6 Pfennig Grundzins von seinem  Haus für neu gemachtes Lehen mit Handlohnsgerechtigkeit". (Das Dietrich Fröhlichsche Haus "die Cronen genannt" war das spätere Hotel zur Rose, heute Geschäftshaus Dr. Rees, in der Hauptstraße.)

Das Gasthaus zur goldenen Krone zählt somit zu den ältesten noch existenten  Gasthäusern in Ochsenfurt mit unveränderter Schildgerechtigkeit.

1771 war ein Jahr "großer Theurung, wahrer Hungersnoth, und wurde das Brod täglich vom Rathe unter die Bürgerschaft vertheilt" schreibt J. B. Kestler in  seiner Stadtchronik. Mehrere Besitzerwechsel der Krone folgten. 1854 hieß der Kronenwirt Franz Grübel. Dieser erwarb das oben erwähnte, angrenzente Haus von einem Nachkommen des Michael Münch, nämlich dem Schiffer Andreas Grünsfelder.

1865 erwarben der ledige Metzger Franz Pickel aus Sommerach und dessen "ledige, eheverlobte" Cäzilie Oechsner, Bierbrauerstochter aus Frickenhausen,  gemeinsam beide Anwesen mit realer Wirthschaftsgerechtsame nebst Gemeinderecht.

Die Gasthaus-Eröffnung bzw. Weiterführung am 21. Juni 1865 entnehmen wir einer Anzeige im Bezirks-Amtsblatt für die Landgerichte Ochsenfurt und Aub.

Im Familienbesitz bis 1919 geblieben, erfolgte dann die Veräußerung des  Gasthauses zur goldenen Krone an den Wirtschaftspächter Michael Grünsfelder.

Diese Familie pflegt nun schon in der dritten Generation die Tradition fränkischer Gastlichkeit weiter. 230 Jahre im Bemühen um das leibliche Wohl der  Bürger, Stammtischler und durchreisender (Übernachtungsgäste ist sehr wohl ein  Grund zum Erinnern. Bleibt uns nur noch der Wunsch an die jetzige Kronenwirtin Rose-Marie Dieregsweiler, geb. Grünsfelder, auch weiterhin mit Freude die überlieferte Tradition zu pflegen und immer ein Haus voller zufriedener Gäste  bewirten zu können. 

 

 


Kommentare zu diesem Artikel:

 

evamaria@gate.net,  5299 Suwannee Road, Spring Hill, Florida, 34607

Hallo, MainPost... Ich habe mich gefreut diesen Artikle von der Krone zu lesen. Ich glaube, dass mein Onkel, der Besitzer der Ankerbrauerei, Herr Dietrich Oechsner, ist in diesem Haus zur Welt gekommen. Herr Dietrich Oechsner  war der Vater von Dieter Oechsner und seine Schwiegertochter ist Annemarie Oechsner. Ich war noch im letzten Jahr zum essen auf Der Krone.... und ich werde  mich freuen hoffentlich wieder einmal nach Ochsenfurt zu kommen und die Krone zu besuchen. Gruesse aus Amerika... Eva Langan