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Kapitulare kamen zur "Kastenvisitation" 28.12.2001 17:21
Vor 400 Jahren wurde der burkardinische Kastenhof erstmals umgebaut
Ochsenfurt Zwischen den vier Fenstern über dem Torbogen zur Einfahrt in den burkardinischen Kastenhof in der Badgasse sehen wir in einer Rosette die Jahreszahl 1601 in den Sandstein gemeißelt. Hervorgehoben dazwischen ist eine stilisierte Lilie.
Das Ritterstift St. Burkard wählte dieses Wappenzeichen seines hl. Patrons, St. Burkard, der "edlen, berühmten Geschlechtes" aus Südengland gewesen ist.
Die Jahreszahl 1601 dokumentiert die ersten Umbaumaßnahmen nach dem Erwerb des Gebäudes durch dieses Ritterstift in Würzburg. Dabei wurde die "große Wappenstube" geschaffen, die sich in der gesamten Gebäudetiefe am südlichen Treppengiebel in west-östlicher Richtung hinzog und deren "Fenster gegen der gemeinen Gassen und dem schwartzen Bähren Wirthshaus" lagen.
Dieses repräsentative Tafelzimmer benutzten unter anderem die Kapitulare, der Amtmann und der Syndikus, wenn sie zur "Kastenvisitation" in Ochsenfurt verweilten. Auch die Pröpste und Dechanten des Stifts nutzten als "Herbstherrn" und bei sonstigen Anlässen die Räumlichkeiten ihres Kastenhofes.
Auch nach 400 Jahren setzt das neuerlich restaurierte Hauswappen aus dem Gestein der Gnodtstadter Sandsteinbrüche, weiterhin einen städtebaulichen Akzent im historischen Bild der Altstadt. Aus der Dokumentation des Ochsenfurter Diplom-Restaurators Siegfried Scheder ergaben sich Art und Umfang der notwendigen Konservierung und Restaurierungsarbeiten.
Weite Risse mussten mit einer speziellen Injektionsmasse verpresst, und bei den verwitterten Sandsteinbereichen, die Festigkeit durch Tränkung mit speziell abgestimmten Chemikalien wieder aufgebaut werden. Fehlende bildhauerische Details waren vor der farblichen Fassung zu ergänzen.
Alle dabei verwendeten Steinergänzungsstoffe wurden von Scheder im Zusammenhang mit seiner Diplomarbeit am Tückelhäuser Eingangs-Portal zum Schlosshof speziell für diesen Sandstein entwickelt und in Fachlaboratorien physikalisch überprüft.
Erfreulich, dass der seit zwei Jahren in Ochsenfurt freiberuflich tätige Restaurator nunmehr auch in seiner Heimatstadt seinen Sachverstand und Können im öffentlichen Bereich unter Beweis stellen konnte.
Einhergehend mit der Wappenrestaurierung ließen die Gebrüder
Oechsner an ihrem Elternhaus ein schmiedeeisernes Schild, anbringen. Darauf ist
die deutsche Übersetzung der lateinischen Inschrift auf der Kartusche unter dem
restaurierten Guttenbergschen Wappen zu lesen.
Armin Oechsner