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23.12.2002 Main-Post

Den Aufbruch der Stadt in die Wege geleitet

Ochsenfurt
Am 23. Dezember 1877, also vor exakt 125 Jahren starb der damalige Ochsenfurter Bürgermeister Johann Georg Herbig. Sein plötzlicher Tod führte zu großer Trauer bei den Ochsenfurtern.
Als der 1813 in Dettelbach geborene Herbig als Posamentier nach Ochsenfurt kam und 1851 in den Magistrat der Stadt gewählt wurde, begann eine Zeit des Auf- und Umbruchs in der Stadt.
Als ihm 1865 durch das Vertrauen der Bürger die Verantwortung als Bürgermeister übertragen wurde, konnte er seine eigenen Ideen und Initiativen noch leichter umsetzen.
Für eine wirtschaftliche Entwicklung Ochsenfurts, galt es die Voraussetzungen zu schaffen. Der Baubeginn der Eisenbahn 1862 erweckte Perspektiven und das Potenzial lag im Warenverkehr mit dem fruchtbaren Ochsenfurter Gau.
Mit dem Bau der Kaimauer 1868 unterhalb der Alten Mainbrücke wurde dem Main erstmals ein befestigtes Ufer, mit der Möglichkeit der Güterumschlages gegeben. Der gleichzeitige Bau eines Winterhafens führte zur Planung der Mainländebahn in deren Folge die Floßhäfen und der heutige Umschlaghafen entstanden.

Die Stadt öffnet sich

Auch städtebaulich öffnete sich die Stadt nach außen. So durch den Abbruch des Brückentores, den neuen Stadtausgängen an der Mangstraße, der Sterngasse und Kellereistraße und dem Wiederaufbau der 1866 abgebrannten drei Brückenbögen am nördlichen Widerlager.
Als Stadtsanierung des 19. Jahrhunderts kann man den Beschluss von 1877, über den Abbruch von fünf Wohnhäusern in der Krämersgasse, betrachten.
Die Erbauung des Helblingschen Stiftkrankenhauses und das Inkrafttreten (1865) der Stiftung für Arme, Lehrlinge und Dienstboten, zählen zu den herausragenden sozialen Errungenschaften der Epoche Herbigs. Auch Schicksalschläge galt es zu bewältigten. So erfasste ein Brand (1861) im Post-Stall die angrenzende Schafscheune und die ehemalige Rossmühle. 1864 brannte das Geschäftshaus des Bürgermeisters Paul Weigand mit dem Schwedensaal am Marktplatz nieder. Und der Großbrand der Brauerei Gehring in der Badgasse (1865) dürfte wohl der letzte Auslöser eine Initiative zur Gründung der Freiwilligen Feuerwehr (1868) gewesen sein. Die Einwohnerzahl von Ochsenfurt betrug im Jahre 1864 2 373 Personen und im Jahre 1871 2 380 Personen.

Viele Ehrenämter

Zahlreiche Ehrenämter spiegeln das soziale Engagement von J. G. Herbig wieder. So war er unter anderem: 1841 Gründungsmitglied der Kreuzbruderschaft, 1845 des Liederkranzes sowie 1862 des TVO und 1868 der Freiwilligen Feuerwehr. 1865 wurde er durch König Ludwig zum Kommandanten des Landwehr-Bataillions Ochsenfurt ernannt. Ab 1871 war er Armenpflegschaftsrat und ab 1876 Distriksrat des Bezirks Ochsenfurt am königlichen Bezirksamt. Daneben begleitete er noch das Amt des Disticts-Sparkassen-Cassiers. Vom Posamentier-Handwerk-Meister avancierte Herbig zum "textilen Vollausstatter".
Bei seiner im Firmenregister beim Königlichen Landgericht Würzburg eingetragenen Firma, konnte man die ersten Dampf- und Segel-Schifffahrtsreisen nach Amerika ebenso buchen, wie Lotterie spielen und Pfandbriefe erwerben.

Von Armin Oechsner