Wasser und Wein 

über Brunnen, Wasserleitung und das liebste Getränk der Ochsenfurter

Der Strom kommt aus der Steckdose und das Wasser aus dem Wasserhahn. Was für uns heute so selbstverständlich ist, begann in Ochsenfurt vor ungefähr 100 Jahren. Während das erste städtische Kraftwerk zur Stromversorgung schon 1899 in Betrieb ging, dauerte es noch bis 1908 ehe auch das Wasser in die Häuser kam. Bis dahin bezogen die Bürger ihr Trink- und Brauchwasser aus privaten und 14 öffentlichen Brunnen innerhalb der Stadt. Der Wasserspiegel dieser Brunnen lag bis in 20 Metern Tiefe, das Wasserholen muss damals eine beschwerliche Arbeit gewesen sein. Dazu kam, dass das Brunnenwasser oft verunreinigt, um nicht zu sagen verseucht war. Bei einer Brunnenreinigung fand man in einem Brunnen alleine über 100 tote Mäuse und Ratten. Neben anderen Kadavern und Unrat wurde sogar einmal eine Kindsleiche im Wasser gefunden.

Abgesehen davon war das jährliche Reinigen ein Spaß für Jung und Alt. Der Brunnenfeger für seine Tätigkeit in einer großen Gelte mit viel Hallo nach unten gelassen. Nicht nur die Jugend sondern auch die Erwachsenen sollen sich dann den Spaß gemacht haben, den armen Mann durch Sticheleien und Hinunterwerfen von Gegenständen zu ärgern und nicht selten sogar in Lebensgefahr zu bringen. Kein Wunder dass sich nur noch schwer jemand für diesen Job fand. Bezahlt wurde der Brunnenfeger von den Benutzern des Brunnens, die genau festgelegt waren. Sie hatten auch für die Instandhaltung zu sorgen. Wie schlecht der Zustand des Wassers und der Brunnen war, erfahren wir aus einem amtlichen Bericht, der vor etwa 150 Jahren verfasst wurde:

„Es wird kaum einen Ort in der Provinz Würzburg geben, dessen Einwohner ohne Unterschied des Alters und des Geschlechts dem Trunke so ergeben sind, als die zu Ochsenfurt. Hierzu hat nicht wenig der Eckel beigetragen, den jeder nicht bis zum Vieh herabgesunkene Mensch gegen das Bronnenwasser, welches selbst in reinstem Zustande schlecht ist, haben muss.“

Nach diesen Bericht wurde im Jahre 1856 als erster der Fischbrunnen der an der Ecke Hauptstrasse – Brückenstrasse stand, in einen geschlossenen Pumpbrunnen umgewandelt. Nach und nach konnten auch fast anderen so modernisiert werden. Trotzdem genügten sie den wachsenden Ansprüchen der Stadtbevölkerung bald nicht mehr.

Die ersten Pläne zum Bau einer Wasserleitung stammen aus dem Jahr 1897. Siebzehn Quellen rund um die Stadt wurden auf ihre Ergiebigkeit geprüft. Doch es entstanden Streitigkeiten mit den Besitzern der Quellengrundstücke und den Müllern des Thierbachtals. Diese sahen durch einen zu großen Wasserentzug aus den Bachzuläufen ihre Existenz gefährdet. Die Auseinandersetzungen führten die Parteien bis zum Verwaltungsgerichtshof und am Ende zu einem Vergleich. Das Trinkwasser wurde daraufhin von zehn Quellen des Thierbaches nach Ochsenfurt geleitet. Nach Fertigstellung des Projekts 1908 hatte man nach all den Streitigkeiten offenbar genug. Das Wasserwerk ging ohne festliche Einweihungsfeier in Betrieb. Wenn auch das Wasser jetzt trinkbar ist, geschöppelt wird in der Stadt weiterhin gerne.

Der  Brunnen in der Hauptstrasse, vor der jetzigen Bäckerei Laudenbach.


 

Der Ratsbrunnen hinter dem Neuen Rathaus um 1920

Alle 14 öffentlichen Brunnen wurden 1908 stillgelegt und abgedeckt. Erhalten blieb nur der Ratsbrunnen hinter dem Rathaus. Wappenverzierte Säulen tragen das schiefergedeckte Spitzdach. Darunter waren die drei Zugvorrichtungen angebracht.

Der Fischbrunnen war der erste der in einen Gumpbrunnen (Pumpbrunnen) umgebaut wurde.