Die Kartause Tückelhausen während der kriegerischen Ereignisse
des 16. Jahrhunderts
Die Kartause Tückelhausen während des Bauernkrieges (1525)
Nach der vorstehend genannten Quelle rechnen die in Frage kommenden Geschichtsschreiber Tückelhausen zu denjenigen Klöstern, welche im Bauernkriege niedergebrannt wurden. Und in der Würzburger Chronik von Oegge (1810) wird die Vermutung ausgesprochen, daß es den Kartäusern nicht besser als anderen Mönchen erging. Auch sie wurden von den Bauern hart verfolgt. Tückelhausen bot seinen Insassen trotz der burgartigen Lage und Gestaltung des Klosters keine ausreichende Sicherheit. Da aber die Klosterbrüder in Ochsenfurt reich begütert waren, erhofften sie von der Stadt ein schützendes Unterkommen. Außer dem 1428 erworbenen Vogteihof am Klingentor besaßen sie in Ochsenfurt eine Scheuer und verschiedene Häuser, für welche die bürgerlichen Abgaben an den Rat der Stadt geleistet wurden. Trotzdem 5ahen sich die Klosterbrüder in ihrem Hoffen stark getäuscht. Die Ochsenfurter waren nämlich die ersten, welche sich an dem Eigentum der Kartäuser vergriffen.
Als die ersten Funken des Bauernkrieges in Franken aufleuchteten, schickte der Prior vorsorglich ein Gespann mit Getreide nach der Ochsenfurter Behausung. Die Ochsenfurter aber kassierten Pferd und Wagen. Dadurch entmutigt, wurden weitere Sicherungsmaßnahmen unterlassen und alles fiel darob dem Raube und der Plünderung anheim. Einem seiner Ochsenfurter Freunde, Kunz Schütz, übergab der Prior im guten Vertrauen 140 fi. (Floriner Gulden) zur Aufbewahrung. Aber auch dieses Geld brachte der Rat der Stadt in seine Hand. Weidlich ausgenutzt wurde des Klosters Mühle. Man ließ einfach deren Mehl verbacken und schickte das Brot auf Kosten des Klosters zu den Bündischen (Bauern) nach Würzburg. Damals wurden auch dem Verwalter der Ochsenfurter Behausung einfach die Schlüssel abgenommen. Nachdem man das vorhandene ,,Getreide gestürzt und den Wein visiert" hatte, wurde das erfaßte Klostereigentum nach Gefallen verteilt. So kam es denn, daß das Kloster Tückelhausen mit der Zeit völlig ausgeplündert wurde. Man entwendete nicht nur die fahrende Habe und die Hauskleinodien, sondern sogar Holz, Steine, Ziegeln, Latten, Fenster, Türen, Schlösser und Bänder. Obwohl Bischof Konrad einige landesfürstliche Mandate ausgehen ließ und die Räuber zur Wiedergutmachung aufforderte. ist längst nicht alles zurückgegeben worden.
Quelle: Die Bauern, Schweden und Franzosen im Carthäuserkloster Tückelhausen. Von Dr. Ignaz Denziger, k. Universitätsprofessor in Würzburg 1854. Abdruck in: Rund um den Landturm 1951
Geschichte der Bischöfe von Würzburg
und der Herzöge von Franken
nach Gropp 2. Bd. Verlag Bonitas Bauer Würzburg 1924
Die Main Post berichtete am 1.06.1985
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Der ,,schwarze Haufen" fand bei Giebelstadt ein grausiges Ende: 5000 wurden erschlagen |
Giebelstadt — Wenn Geschichtsforscher vom Bauern. krieg sprechen, dann war es für sie die größte Massenerhebung der Deutschen. Der Aufstand endete in einem Blutbad. In diesen Tagen jähren sich zum 460. Male die Ereignisse um 1525. Der Ochsenfurter Gau war damals in den Mittelpunkt gerückt. Zum einen weil mit dem Ritter Florian Geyer aus Giebelstadt eine Persönlichkeit hervorgebracht wurde, die die Voraussetzungen hatte, den Kampf der Bauern gegen den Adel siegreich zu führen. Zum anderen fand sein ,,schwarzer Haufen" zwischen Giebelstadt—Sulzdorf—Ingolstadt am 4. Juni 1525 ein grausiges Ende: Am Abend waren 5000 Bauern tot.
Von Florian Geyer gibt es nur spärliche Spuren. Zu allem Übel wurde im 19. Jahrhundert das Bild Florian Geyers in unhistorischer Weise verfremdet. Heute sehen Historiker sein Leben wie folgt: Seine in höchsten diplomatischen Kreisen zugebrachte Zeit, die ihn als Botschafter des Deutschherrenordens bis nach England führte, und der Bruch mit dem Feudalstand, der ihn auf die Seite der Bauern und kleinen Leute brachte.
Dabei wurde deutlich, dass Florian Geyers einziger Antrieb, sich gegen seinen Stand zu stellen, sein durch das jugendliche Alter begünstigter Idealismus war, frei von irgendwelchen eigennützigen Bestrebungen.
Die Ursachen, die zum Bauernaufstand führten waren mannigfaltig. Historiker sprechen von schwerwiegenden Fehlentwicklungen. Wirtschaftliche, soziale und religiöse Momente waren unentwirrbar miteinander verflochten gewesen. Vor allem im fränkischen Gebiet war die materielle Not der Bauern groß. Kirche und Adel ließen den Bauern fast nichts mehr zum Leben.
Dass die große Volksbewegung letztendlich scheiterte lag daran, dass die Aufstände oft nur von einzelnen Haufen ausgingen, die örtlich und zeitlich verschieden angriffen. Zudem waren die Bauernhaufen aus solchen Elementen zusammengesetzt, dass die Kraft nicht der Zahl entsprach. Viel Masse, wenig eigentliches Kriegsvolk. Florian Geyer war einer der wenigen, der mit seinem ,,schwarzen Haufen" eine wirkliche Kriegsschar auf die Beine stellte.
Der Aufstand des Tauber- und Schwarzen Haufens nahm seinen Anfang in Rothenburg und setzte sich fort über Schäftersheim — Bad Mergentheim — Lauda — Ochsenfurt. In Ochsenfurt war zeitweise ein großes Heerlager der Aufständischen. Dort gaben sich die Bauern eine neue Heerordnung und besetzten auch das Regiment neu. Damals wurde sogar der Name ,,fränkisches Heer" angenommen.
Das Ende des ,,fränkischen Heeres" nahte mit der Belagerung der Feste Marienberg in Würzburg. Dort wurden die Kräfte gebunden, die dann fehlten um in Königshofen den bedrängten Bauern beizustehen. Am 2. Juni 1525 wurden auf der Höhe über dem Tauberdorf vom Fürstenheer an die 8000 Bauern erschlagen.
Zwei Tage später tobte die Schlacht bei Giebelstadt. Die letzten vom ,,schwarzen Haufen" des Florian Geyer wurden beim Schloss im nahen Ingolstadt niedergemetzelt.
Über das Ende von Florian Geyer gibt es widersprüchliche Angaben, Geyer soll auf der Flucht von Knechten des Wilhelm von Grumbach zu Rimpar ermordet worden sein.
Die Ruhe nach dem Kriege war eine Kirchhofsruhe, auch insofern, als der Adel noch lange in Furcht lebte vor neuen Aufständen. Trotz blutiger Strafgerichte und gebrandschatzter Dörfer.
Insgesamt sollen während der Massenerhebung 100 000 Menschen umgekommen sein. Mehr als 1000 Burgen und Schlösser wurden zerstört.
Heute sind die schauerlichen Ereignisse des Jahres 1525 zur Touristenattraktion verkommen. Es ist eine Geschmacksfrage, wenn Bauernhorden aller Orten aufziehen, um die Zuschauer folkloristisch zu unterhalten.
Rainer Stumpf
Wie
es der Stadt Ochsenfurt
im Bauernkrieg (1525) erging
Zusammengestellt nach dem Aufzeichnungen des Chronisten Gropp, Reißners historia von 1572, und anderen Quellen, von Hans Hohe.
Ochsenfurt war schon seit 1296 Eigentum des Würzburger Domkapitels, befand sich also zur Zeit des Bauernkriegs unter geistlicher Herrschaft. Gerade gegen den Bischof von Würzburg und seinem Kapitel lieferten in der Folge die empörten Bauern einen erbitterten Kampf. Da Ochsenfurt im Eigentum des Kapitels stand, also mit den Landesherren enger verbunden war als manche andere Stadt des Würzburger Stifts, hatten die Domkapitulare in kluger Voraussicht, als sich die Scharen der Bauern der Landesgrenze näherten, auch in ihrer Stadt, in Ochsenfurt, die notwendigen Vorbereitungen getroffen.
Man fürchtete nämlich, daß Ochsenfurt, wie so mancher Ort, bereitwillig den Bauern die Tore öffnen würde. Es wäre ja auch kein Wunder gewesen, denn was hatte Ochsenfurt nicht alles ertragen müssen. Man denke nur in die zahlreichen Verpfändungen der Stadt!
Man sorgte also vor! Um die Vesperzeit, am Mittwoch nach Judica (5. April) 1525 ritten die Domherren Hans von Lichtenstein, Weibrecht von Grumbach und Martin von Wiesenthau mit Gefolge von Würzburg ab, um in Ochsenfurt das Schloß zu beziehen. Gegen Abend kamen sie auch in Ochsenfurt an und fanden aber zu ihrer Verwunderung die Stadttore schon geschlossen. Niemand ließ sie ein, so daß sie genötigt waren in der immerhin noch kühlen Aprilnacht vor dem Klingentor zu nächtigen. In der Frühe ritten die Domherren sogleich wieder nach Würzburg zurück und berichteten das Unerhörte. Sogleich wurde die Sache strengstens untersucht. Aber die Ochsenfurter verteidigten sich sehr geschickt:
Die Tore seien wegen der schweren Zeit viel früher geschlossen worden. Es sei auch gar nicht so einfach, die geschlossenen Tore wieder zu eröffnen, denn der Türschließer mußte die verschiedenen Schlüssel an Schultheiß. und Ratsherren des inneren Rates abgeben. Auch habe. man gar nicht gewußt, daß die Herren vor dem Tor seien. Wenn man das gewußt hätte, wäre jederzeit die Stadt offen und bereitwillig gewesen.".
Die Domherren ritten nunmehr abermals von Würzburg nach Ochsenfurt. Die Ochsenfurter waren aber längst auf Seiten der Bauern, zwar noch nicht in aller Öffentlichkeit, aber es war den Bauern schon bekannt. Als die Domherren ankamen, brachte man eine Reihe Beschwerden vor, nahm gleich die ganze Schar gefangen und schickte lediglich Hans von Lichtenstein nach Würzburg zurück, der dem Kapitel eine Beschwerdeschrift überbringen mußte.
In dieser Schrift standen, dem Geist der Zeit folgend, eine ganze Reihe Forderungen an das Kapitel, die alle dem erwachenden Wunsch nach Freiheit entsprangen.
Das
Kapitel nahm alle diese Forderungen an, ihm lag es am meisten am Herzen, daß
nur ja Ochsenfurt nicht zu den Gegnern übertrete.
Es wurde darüber ein Vertrag geschlossen, der von beiden Teilen am Mittwoch
nach Palmarum (12. April) 1525 unterzeichnet wurde. Aber obgleich der Vertrag
ganz den Forderungen der Ochsenfurter entsprach, trat die Stadt alsbald völlig
zu den Bauern über. Dies geschah dann am Montag nach Quasimodogeniti (24.
April).
Die Bauern kamen, nachdem sie am gleichen Tag Reichelsberg geplündert hatten, auf Ochsenfurt zu. Eine Abordnung. der Stadt zog ihnen entgegen. . Ohne jeden Widerstand, ja mit offenen Toren wurden die Bauernhaufen empfangen. Der erste Gang war in die Kellerei der Domprobstei. Gegen 500 Fuder Wein fanden sie vor und eine Menge Getreide auf den Böden. Durch diese angenehme Überraschung erfreut, beschlossen sie vier Tage in Ochsenfurt zu bleiben.
Die auf mehrere Tausend angewachsene Bauernschar wählte in diesen Tagen in Ochsenfurt neue Anführer. So wurde Jakob K ö h 1 aus Eibelstadt zum obersten Hauptmann, Michael H a s t u b e r t aus Mergentheim zum Leutnant (leüdenampt) und Kunz ·B e y e r aus Odelfingen zum Pfennigmeister gewählt
Die Gewählten traten auch sogleich ihre Ämter an und verordneten zunächst alle Abgaben und Zölle in der Umgebung aufzuheben, sodann alle Fuhrleute und Unbeteiligte ungehindert des Weges ziehen zu lassen. Alle Getreidevorräte, die sie habhaft machen konnten, zogen sie ein und vor allem die nicht unbedeutenden Weinreserven.
Sodann wurde den Bauern in Ochsenfurt eine neue, 30 Artikel umfassende Ordnung gegeben. Der Inhalt dieser Ordnung ist ein Gemisch von religiösen und militärisch-juristischen Vorschriften, z. B. wie man das Evangelium predigen soll, wie man schwört, über die Gewalt und Amtsführung der Hauptleute usw.
Nachdem Ochsenfurt schon in Händen der Bauern war, also unmittelbar auch Würzburg in Gefahr war, war man zur Befestigung des Marienbergs geschritten (unter der Weisung des Bischof Conrad III.). Die Bauern indessen zogen von allen Seiten her ihre Scharen zusammen und bereiteten den Angriff auf Würzburgs Festung vor. Einer dieser Sammelpunkte war nun in der Folge die Stadt Ochsenfurt. So traf sich der aus dem Odenwald kommende Bauernhaufen am 5. Mai mit den in und um Ochsenfurt lagernden Genossen. Sie kamen gerade recht, um eine wichtige Botschaft mit anzuhören.
Einer der Hauptleute der Bauern, die am Barfüßerkloster in Würzburg stationiert waren, hatte die Botschaft überbracht, daß in der Nacht der Bischof nach Heidelberg abgereist sei und einige Wagen mit Kostbarkeiten beladen mit sich genommen habe. Man möge daher nicht säumig sein, sich mit den bereits in Würzburg eingezogenen Bauern zu vereinigen. Die Bauern brachen dann auch am Sonntag Jubilate (8. Mai) auf und zogen nach Heidingsfeld
Wir kennen alle den weiteren Verlauf des Bauerkriegs, seinen Ausgang und seine Folgen. Die Sieger aus diesen erbitterten Kämpfen zwischen Adel und Bauerntum übten schreckliche Rache. Obschon Ochsenfurt auf Seiten der Bauern stand, ist es noch einigermaßen gut weggekommen, abgesehen von den zahlreichen Plüderungen der Wein- und Getreidevorräte.
Am Dienstag nach Fronleichnam (20. Juni) machte sich Conrad III. auf, um die Huldigung seiner Untertanen entgegenzunehmen und Strafgericht zu halten. Überall rollten die Köpfe, so in Großlangheim 4, in Haßfurt 7, in Ebern 11 usw. Am 17. Juli kam er nach Ochsenfurt, Sulzfeld, Frickenhausen und Goßmannsdorf. Er war gnädig und schonte alle. Nur in Aub verloren 3 ihren Kopf. Insgesamt wurden auf dieser Exekution reise 295 hingerichtet.
Es waren eine ganze Reihe von Geschädigten aus diesem Krieg hervorgegangen. Bischof Conrad nahm sogleich einen Lastenausgleich vor und ließ zunächst mal den Gesamtschaden feststellen. Er betrug, eine große Summe.
Der Bischof verordnete nun, daß jeder Hausbesitzer und Mieter, ob arm oder reich auf drei Jahresfristen acht halbe Gulden zahlen mußte. Wer nicht zahlen konnte oder wollte, sollte soviel an seinem Besitz abgenommen bekommen, überdies als Rebell und Aufrührer bestraft werden. Den abgefallenen Städten wurden besondere Bußen auferlegt. Die eingeschüchterten Bewohner trugen nicht nur das Geld herbei, sondern es wurde auf Wägen und Karren nach Würzburg geschafft und im Gasthof grüner Baum unter die Beschädigten verteilt. Insgesamt wurden 269 959 Gulden ausgezahlt, in den auch die nicht geringe Schadenersatzsumme, die Ochsenfurter Bürger leisten mußten, enthalten war.
Erschienen in
„Rund um den Landturm“ Nr. 5, 2. Jahrgang, einer Beilage der „Ochsenfurter
Zeitung“ vom 12.05.1951.
Quelle: Würzburger Diözesan-Geschichtsblätter, 55. Band, 1993 „Ochsenfurt im
Zeitalter von Reformation und Gegenreformation“ von Joachim Braun.