Main Post  10.05.2004   17:26


Ein Kleinod zeugt von tiefer Frömmigkeit


 

Vor 250 Jahren wurde der Grundstein gelegt für die Gelchsheimer Kapelle

"Zum gegeißelten Heiland".

 
Grundsteinlegung der Gelchsheimer "Kappel" jährt sich zum 250. Mal
 
GELCHSHEIM  (HAG)   Am 16. Mai 1754, am Fest des Heiligen Johannes Nepomuk, wurde der Grundstein gelegt für die Gelchsheimer Kapelle "Zum gegeißelten Heiland". Aus diesem Anlass findet auf den Tag genau nach 250 Jahren am kommenden Sonntag um 930 Uhr in der Kapelle ein Festgottesdienst statt.

Die Geschichte der "Kappel", wie sie im Ort genannt wird, zeugt von Glauben und tiefer Frömmigkeit der Bürger, ohne deren Opferbereitschaft und ohne die Mithilfe der Marktgemeinde dieses einzigartige Kleinod nicht hätte errichtet werden können.

Eine bedeutende Rolle bei der Entstehung des Gebäudes spielte nicht zuletzt der Deutschordens-Amtmann Georg Matthäus Agricola (1751 bis 1788). Gelchsheim war von 1220 bis 1809 eine Gemeinde des Deutschen Ordens, der seinen Amtssitz in dem ehemaligen Wasserschloss hatte.

Ein glücklicher Umstand war es, dass Agricolas Schwiegervater der bekannte Baumeister Franz Joseph Roth im Jahre 1752 Wohnung im Schloss nahm und die geplanten Baumaßnahmen maßgeblich beeinflusste. Roth, der 1690 in Wien geboren wurde, arbeitete nahezu 40 Jahre lang als Stuckateur, Architekt und Baumeister beim Deutschen Orden bevor er am 7. März 1758 in Gelchsheim starb.

Der Ursprung der dem Heiligen Johannes Nepomuk geweihten Kapelle geht zurück auf die 1749 erbaute berühmte Wallfahrtskirche Wies bei Steingaden, die dem gegeißelten Heiland geweiht ist. Bereits ein Jahr nach ihrer Fertigstellung gehörte zu den frommen Wallfahrern, die es in die "Wies-Kirche" zog, auch der Gelchsheimer Gastwirt Michael Öchsner und dessen Frau Barbara. Noch im Jahre 1750 ließ das Ehepaar von einem Ochsenfurter Steinmetz eine an die Geißelsäule angebundene Statue des "gegeißelten Heilandes" anfertigen. Mit diesem Bildnis, das am Ortsrand am 6. September 1750 aufgestellt wurde, setzte auch die Wallfahrt nach Gelchsheim ein. Da die unzähligen Menschen Wind und Wetter ausgesetzt waren, wurde schon bald der Wunsch wach, eine würdige Stätte der Verehrung des "gegeißelten Heilandes" zu errichten. "Untertänigst" bat 1753 die Gemeinde Gelchsheim den "Hochwürdigsten des Römischen Reiches Fürsten und Herrn Carl Philipp Bischof zu Würzburg und Herzog zu Franken" um die Genehmigung zur Erbauung einer "Capell."

 

In Ketten an die Geißelsäule angebunden , der „Gegeißelte Heiland“, das Gnadenbild in der halbrunden Nische des Hauptaltares in der Gelchsheimer Nepomuk Kapelle.

 

Text im Sockel:

den 6. Septbr. 1750 
Zu Ehren Gottes hat 
Michael Öchsner und Anna
Barbara seine Ehefrau, dies 
Bildnis errichten lassen.

Nachdem sowohl die Deutschmeisterische Regierung von Mergentheim wie auch die Bischöfliche Behörde die Planung genehmigten, konnte begonnen werden mit dem Bau, der 1757 vollendet wurde.

Die Einrichtung der Kapelle, die über lange Zeit hinweg als bedeutender Wallfahrtsort galt, wurde im Laufe der Jahre immer wieder verschönert und ergänzt. 1764 kamen die Stationsbilder , 1762 die Rokoko-Seitenaltäre und 1769 der Beichtstuhl zur Ausstattung. Nachdem zum Ende des 19. Jahrhundert die Glaubenstätte immer mehr an Bedeutung verlor, wurden in den folgenden nahezu 100 Jahren keine Ausbesserungsarbeiten mehr vorgenommen. Erst 1980 ergriff der damalige Ortsgeistliche Pfarrer Lothar Brunnquell die Initiative, um das kunsthistorisch bedeutende Bauwerk vor dem Verfall zu retten.

 

I

 

 

Im Kapelleninnern, die Kanzel mit Rokoko-Verzierungen und zwei Stationsbilder aus dem Jahre 1764. 

 

Fotos: Hannelore Grimm

 

Bei der damaligen rund sechsjährigen Arbeitszeit und Kosten von rund 750 000 DM bekam das Kleinod im Ochsenfurter Gau seine ursprüngliche Schönheit zurück. Und es zeigte sich, dass es auch wie vor 250 Jahren heute noch Wohltäter für die "Kapelle zum gegeißelten Heiland" gibt.

 

 Anmerkung: Ein weiterer diesbezüglichen Artikel von Hannelore Grimm erschien im Würzburger katholischen Sonntagsblatt, Nr. 35 vom 29. August 2004 auf Seite 17.

Anmerkung: (ARO)

Der Ur-Ahn Alt-Ochsenfurter Oechsner Familien

 Johann Michael Öchsner wurde 1684 in Laudenbach geboren. Heiratete 1725 nach Gelchsheim und wurde in Erbfolge Kreuzwirt. Er hatte vier Kinder und verstarb 1751.

Einer seiner Enkel war Johann Sebastian Georg Öchsner,  geb. 1760 in Gelchsheim. Er war dort zunächst ebenfalls Wirt "Zum schwarzen Kreuz".

Am 15. Mai 1789 ist er mit der Ochsenfurter Bürgertochter Eva Eppstein zur Eheverlobung beim Rath (der Stadt Ochsenfurt) erschienen und hat  zur Erlangung des Bürger- und Meister-Rechts bei  "gnädigen hoher Herrschaft" seine "unterdänigliche" Bittschrift übergeben.

"Weilen beide das mandatmäßige Vermögen mehr als hinlänglich beibringen, so wurde beschlossen, daß der Rath keinen anstand nehme".                                             

So heirateten beide am 26.05.1789. Joh. Seb. Gg. Öchsner war Bürger und Metzgermeister und nach Erwerb des ehem. Gasthauses "Zum wilden Mann" wurde er dann noch Gastwirt "Zum römischen Kaiser". Vier Kinder aus dieser Ehe haben in direkter Linie heute noch in Ochsenfurt lebende Nachkommen.

Dieses sind folgende Linien:

Bäckerei Arthur Oechsner ehem. Mangstraße und
Arzt und Bürgermeistert Dr. Martin Oechsner 
Herbig´s-Haus am Herbig´s-Bergle

Mehlhandlung Josef Oechsner  Kastenhof - Badgasse

Brauerei Dietrich Oechsner  Ankerbrauerei  

Getreide- und Holzhandel, Flößerei, Weinwirtschaft zum goldenen Roß
Richard Oechsner Oechsner  Brückenstraße 14  Teil des ehemaligen Saalhofes

 Quelle:: Familienarchiv Armin Oechsner