Das Ochsenfurter Traubenwunder
Ein Einblattdruck aus dem Jahre 1577 berichtet über das Traubenwunder von Ochsenfurt |
Als
tausent und fünffhundert Jar |
Angebunden
an einen Pfal |
Letzlich
hat der Herr des Weingartens |
Schaut
wie er richt ein Schaden an Gedruckt zu Nürnberg / durch Alexander Pfeiffer |
Repro: Helmut Rienecker, von einem Foto aus dem Besitz des
Stadtarchivars Hans Hohe
Die letzten bekannten Originale des Einblattdruckes über das "Ochsenfurter
Traubenwunder" befinden sich im Besitz der Staatsbibliothek zu Berlin
und in der Zentralbibliothek Zürich.
Zeitungsartikel in der Mainpost vom 11.September 2004
Das Ochsenfurter Traubenwunder
Eine Geschichte aus der Blütezeit des Ochsenfurter Weinbaus
Im Jahre 1577 brachte eine Laune der Natur in einem hiesigen Weinberg etwas ganz besonderes zustande. Das Ereignis war so ungeheuerlich, dass der Nürnberger Dichter und Drucker Alexander Pfeuffer ein längeres Gedicht darüber abfasste. Mit einem Holzschnitt von Jost Amman wurde es als Einblattdruck hergestellt und veröffentlicht.
Was war geschehen:
Der Ochsenfurter Winzer Michael Hinterdörffer hatte seinen Weinberg „auff der
Frickheuser marck“. Dort entdeckte er eines Tages an einem Weinstock ein Auge
dem nicht weniger als 18 Reben entsprossen. Schnell sprach sich die Kunde des
Naturwunders in der ganzen Umgegend herum. Der Chronist berichtet: „Vil
Würzburger und andre warn, kamen geritten und gefarn, sahen die Treubel mit
Verlangen mit Verwundrung am Reben hangn. Das ein Aug, wie man pflegt zusagn,
solt allein achtzen Treublein tragn.“ Um die Trauben vor den Zugriffen der zudringlichen Bewunderer zu schützen, baute
der Häcker sogar einen Zaun drumherum. Jedoch, so weiß der Dichter, es sollte
nichts nützen: „Nun hat sich begeben nach dem, dass ein bös Mensch sich hat
beflissn, das schön Gwechs heimlich abgerissn.“ Da lagen nun die unreifen
Treubel auf dem Boden, man brachte sie zu seinem Besitzer, der sie mit „großen
Schmertzen“ entgegennahm. Doch findet der Dichter schnell den Schuldigen. Der
Teufel war’s, der einen Boten geschickt hat, um das Gotteswerk zu zerstören.
Das Gedicht endet dann auch mit dem Rat, zu Gott zu beten, „das er bewar, die
Früchte auf dem Feldt immerdar“.
Die
beiden letzten verbliebenen der etwa 1000 Drucke
werden in der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz in Berlin und im
Staatsmuseum Zürich aufbewahrt. Der ehemalige Stadtarchivar Hans Hohe hat uns
freundlicherweise ein Foto dieses Originals zur Verfügung gestellt. Im vorigen
Jahrhunderten wurden solche Einblattdrucke von besonderen Ereignissen oft auf
den Jahrmärkten feilgeboten, sie waren die Vorläufer der heutigen
Sensationspresse.