Wo bitte geht`s nach Kamerun ?

 

Ochsenfurt im April 2004

„Auf nach  Kamerun“, das hieß es hier öfters an sonnigen Frühlingstagen. Aber einen Zug oder ein Schiff mussten die Ochsenfurter nicht besteigen um dort hinzukommen. Die jetzige Willhelmshöhe hieß nämlich früher so.

Den Namen der damaligen deutschen Kolonie in Afrika gab ihm der 1883 von Alois Hofmann ins Leben gerufene „Verschönerungsverein Ochsenfurt“. Der Verein hatte es sich zum Ziel gesetzt, das Erscheinungsbild der Stadt zu verbessern und die Vorzüge ihrer Umgebung besser zur Geltung zu bringen. Unter anderen  kultivierten die Mitglieder ein Jahr nach der Gründung die verwilderte Anhöhe über der Strasse nach Hohestadt. Die anderen örtlichen Vereine, einzelne Bürger und auch die Stadtväter spendeten 140 Bäumchen für die neue Anlage. Darunter auch exotische, die bisher hier nicht heimisch waren. Der Wald auf der Anhöhe, mit seinem grandiosen Blick auf die Stadt und das Maintal, wurde bald zu einem beliebten Ausflugsziel für Groß und Klein..

Zum Geburtstag des deutschen Kaisers im Jahre 1887 wurde in der Mitte der Anlage die Kaiserlinde gepflanzt. Der Berg hieß ab nun „Kaiser Wilhelmshöhe“.

Der Verein hat fast überall in der Mainstadt seine Spuren hinterlassen. Die drei Pappeln auf dem Dümmersberg, die inzwischen altersbedingt gefällt und durch neue ersetzt sind, waren sein Werk. Zahlreiche Kastanien wurden in Alleen gepflanzt, von denen heute nur noch die vor dem Bahnhof und am Wolfgangsberg erhalten geblieben sind. Zum 80sten Geburtstag des Prinzregenten wurde am Fußweg nach Hohestadt eine Luipoldlinde gepflanzt. Als sich der Todestag von Schiller 1905 zum 100sten Mal jährte wurde die gleichnamige Linde am Fußweg von der evangelischen Kirche zum Dümmersberg eingepflanzt. Diese Bäume stehen heute noch und spenden den Wanderern Schatten.
Als 1932 bei Bauarbeiten gegenüber der Stadtpfarrkirche an alten Häusern Fachwerk zum Vorschein kam, regte der Verein an, es wieder freizulegen. Den Mitgliedern dieser ersten „Bürgerinitiative“ verdanken  wir also die Erhaltung einer der reizvollsten Stellen unserer Stadt. Ein anderes ehrgeiziges Ziel der Gemeinschaft, die Instandsetzung des Landturmes am Wolfgangsberg scheiterte an den zu hohen Kosten. Der rührige Verein, der zwei Weltkriege überstanden hatte und zeitweise 100 Mitglieder zählte, löste sich dann 1963 auf und hinterlies sein Vermögen der Stadt Ochsenfurt. Mit der Grund dafür war die geplante Schaffung eines städtischen Referats für „Fremdenverkehr und Stadtverschönerung“, das ab nun seine Aufgaben übernehmen sollte. Dass es auch heute noch Bürger gibt, denen die Verschönerung Ochsenfurts am Herzen liegt  zeigt sich nun wieder auf der Wilhelmshöhe. 
Denn wenn am ersten Mai die kleine Kapelle, die mit Geldern des Ochsenfurter Geschäftsmanns auf dem Berg errichtet wurde, eingeweiht wird, wird es wieder heißen : „Auf nach Kamerun“.

von Helmut Rienecker